Die kanadische Künstlerin Katie Austra Stelmanis, besser bekannt unter ihrem zweiten Vornamen, hat sich aus mehreren toxischen Beziehungen befreit. Den Prozess verarbeitet sie auf ihrer neuen Platte und gewährt dabei schonungslos tiefe Einblicke. Ob man will oder nicht, man fühlt sich ein bisschen wie ein Voyeur. Nicht nur, wenn sie zugibt, heimlich ein Telefon gecheckt zu haben. Musikalisch betritt Austra mit dieser LP mutig Neuland, neben einem Kinderchor sind exotische Instrumente herauszuhören, etwa eine kurdische Violine. Auch stimmlich fährt Katie, die fast Opernsängerin geworden wäre, Beachtliches auf: Mal klingt sie entflammt wie Björk, mal elfengleich à la Cocteau Twins und sogar vor schlumpfhafter Verzerrung schreckt sie nicht zurück. Angst vor der Trennung in „Risk It“, mantramäßige Selbstbeschwörung („I’m over you“) in „I Am Not Waiting“ und dann auch schon wieder Angst vor der neuen Beziehung („I’m afraid to commit“) in „How Did You Know?“ – „HiRUDiN“ ist kein Spaziergang. Doch unterwegs gibt es musikalisch eine Menge zu entdecken. Und immerhin, zwei zarte instrumentale Interludes lassen kurz verschnaufen. Entlassen wird der Hörer mit „Messiah“, einer kraft- und hoffnungsvollen Hymne. Alles wird gut. Katja Barbara Heine